Protest Party Portraits, Zurich 1995-1997, re-edited 2024

Protest Party Portraits – Zurich 1995 – 1997
re-edited 2024

Analoge dreifach-Projektion
240 KB Farbdiapositive in Kodak Karussel
Interval-Timer 6 – 15 – 30 Sekunden. Loop.

The Guardian
Revisiting Zurich’s 90 techno scene in pictures

An den Streetparades 1995, 96 und 97 in Zürich hat Jules Spinatsch Aufnahmen von Einzelpersonen und kleinen Gruppen, oft etwas am Rande der sich bewegenden Menschenmenge, aufgenommen. Im Bild sollten die Personen ihre Individualität zurückbekommen, die in der Masse aufgegangen ist. Denn auch viel Buntes wird als Masse von weitem grau. Diese Isolation hält die Zeit an, entnimmt aus dem Fluss der Bewegung einen Ausschnitt und verschafft Luft und Distanz zum Geschehen.
Die Bilder stammen aus einer Zeit sich in nicht nur Zürich vieles zu veränderte. Der Kalte Krieg war vorbei, das dumpfe Zürich wurde zur Partystadt bunter, lärmiger, internationaler, dichter. Die Streetparade war ein Ausdruck davon und hatte eine politische Dimension. Sie forderte Frieden und Toleranz und propagierte dies mit Spass, Hedonismus und Leichtigkeit aber unideologisch ernst. Doch wieviel ist Protest und Party, wieviel ist Aktivismus, gar Flucht ?
Im ersten Jahr, als ich Aufnahmen machte, tanzten alle Anwesenden, es gab kaum eine Trennung in Teilnehmende und Zuschauer, in Aktive und Passive. Ab 1997 erschein es mir mehr und mehr als Umzug mit Schaulustigen.“

„Ich hatte das starke Gefühl bei etwas Neuem dabeizusein. Doch gleichzeitig interessierte es mich nicht mehr Bilder, von Demonstrationen zu machen, nicht die Masse als tanzendes Ornament, nicht die Kraft der politischen Bewegung im Bild. Sondern die Menschen am Rand des Ereignisses, die dieses Neue verkörpern, durch Ihre Anwesenheit, Attitude und Styling.
Meist habe ich die Leute zuerst etwas beobachtet, gewartet, um dann genau in dem Moment auszulösen, wenn die Person die Kamera erblickte, der Gesichtausdruck aber noch nicht auf die Kamera und mich reagierte. Ein unerwarteten, ahnungslosen Blick einfangen, war das Ziel, ein sich gegenseitiges Anblicken das sowohl mich als auch die Fotografierten überraschen sollte.

Nun bald 30 Jahre später scheint es, als blicken die Personen fragend aus den Bildern von der Vergangenheit in die Zukunft, die wir kennen aber sie im Bild nicht. Gleichzeitig schauen wir nun zurück in diese Zeit, in die Gesichter, also ob man Kontakt aufnehmen könnte, um ihre Fragen zu beantworten. Dabei nimmt man Kontakt mit seiner eigenen Vergangenheit auf. – Reconnect with your past

2017 – Immaterielles UNESCO – Kulturerbe

Wussten Sie, dass die Zürcher Technokultur Teil des immateriellen UNESCO-Kulturerbes ist? Das Bundesamt für Kultur hat sie 2017 auf die Liste der lebendigen Traditionen der Schweiz gesetzt, unter anderem neben dem Räbeliechtliumzug oder dem Schwingen. Das mag zunächst eigenartig klingen – doch es ist nichts anderes als die logische Konsequenz der Tatsache, dass mittlerweile auch der hinterste «Chrachen» mit standortfördernden Raves liebäugelt. Diese «letzte Jugendbewegung», wie die Technokultur genannt wird, ist längst im Mainstream und in der breiten Gesellschaft angekommen – und also auch auf der Liste der gelebten Traditionen der Schweiz!

Weshalb aber ist Techno gerade in der Zwinglistadt derart durchgestartet?
Zunächst hat das mit den gleichen Faktoren zu tun, die dem Techno auf der ganzen Welt zum Durchbruch verholfen haben: erschwinglichere Synthesizer und andere elektronische Geräte, eine leidendschaftliche, neugierige Jugend, neue Drogen und die faszinierenden, wummernden Bässe aus Detroit. Was in Zürich als Verstärker hinzukam, waren die provokante Street Parade, die 1992 erstmals durchgeführt wurde, die Liberalisierung des Gastgewerbegesetzes 1996 sowie die Abschaffung des Tanzverbots an Feiertagen vier Jahre danach. Dies und etliche andere interessante Aspekte zu Zürich und der weltumspannenden Technokultur gibt es in zwei Ausstellungen und einem umfassenden Begleitprogramm in der Photobastei zu erleben. Wir bringen Techno ins Museum!

2024 – Techno worlds & The puls of techno

Zwei Ausstellungen: Photobastei Zürich 11. January – 31. March 2024

=> TECHNO WORLDS
Als globales Phänomen hat Techno nicht nur die Musikgeschichte geprägt, sondern auch Impulse gesetzt, die in die Gegenwartskultur, in Kunst, Popkultur, Medienkonsum und Technologien hineinwirken.
Über 20 internationale Künstler:innen wurden für TECHNO WORLDS vom Goethe-Institut ausgewählt und lassen in ihren Arbeiten die Grenzen zwischen Kunst, Musik, Film, Mode und Technologie verschwimmen.

=> THE PULSE OF TECHNO
Die Ausstellung The Pulse Of Techno ist eine Eigenproduktion der Photobastei. Sie siedelt sich um die Kernausstellung an und ergänzt diese mit einem Blick auf die Anfänge und einem Fokus auf Zürich.
Photobastei, Sihlquai 125. 8005 Zürich

 

Die Technokultur in zwei Ausstellungen in der Photobastei Zürich, 11. January – 31 March 2024

Mit Tony Cokes, Ryoji Ikeda, Tom Kawara, Robert Lippok, Hitori Nim Carsten Nicolai, Rita Palanikumar, Vinca Petersen, Vinca Petersen, Daniel Pflumm, Sarah Schönfeld, Jeremy Shaw, Jules Spinatsch, The Otolith Group (Kodwo Eshun, Anjalika Sagar), Nicola van Zijl, Tobias Zielony ua.

 

1997 – ALBUM #1: Streetparade

Die Aufnahmen von 1997 entstanden in einen besonders Kontext, für die erste Nummer eines neuen thematisches Magazins: Album #. (Ja, Hashtag 1997).

Herausgeberteam:
Lorenz Spinas Idee, Konzept, Text
Viola Zimmerann Design, Techno Pionier, She DJ Viola legte 1991 auf dem Truck der ersten Streetparade auf.
Jules Spinatsch Fotografische Leitung
Christian Wohlwend Finances.

FotografInnen: Nathan Beck, Ruth Erdt, Katharina Lütscher, Rita Palanikumar (Cover), David Renggli, Pirmin Rösli, Isabelle Truninger, Ueli Alder, Andreas Schwaiger, Jules Spinatsch and others.
Texts: Lorenz Spinas, Oliver Gemperle, Markus Rottmann
Graphic Design, Viola Zimmermann, Carmen Zanin

Alle Bilder entstanden für das Album und fast alle in den Tagen vor und während der Streetparade 1997. Selbst einige der Werbungen haben das Album Team entworfen und den Firmen verkauft . (zB.Casio,
Das Heft wurde in dem damals neuen DTP Verfahren produziert, Editing, Lectoring und Gestaltung erfolgte von Sonntag bis Dienstag in der Druckerei, Kyburz AG in Dielsdorf. Am Mittwoch Morgen, 3 Tage nach der Streetparade war das Magazin an jedem schweizer Kiosk erhältlich. Die Auflage betrug 25000, Preis von 6 CHF, über 20000 Exemplare wurden verkauft.