Ortung: 24 Posters and a Newspaper Intervention – Chur 2014

Ortung – Public Intervention

 

pitalismus ist ill, 2014
1. September – 30. Oktober 2014

Serie von 24 Poster 132 x 92 cm, in 8 Gruppen zu je 3 Postern.
Aufgebracht auf seit langem verwaisten Plakatwänden entlang des Kettwegs, einem öffentlichen Fussweg beim Bahnhof Chur.
Zusätzlich sind einige Poster von der AGP (Allgemeine Plakat Gesellschaft) auf deren offiziellen Standorten zufällig verteilt worden.

Die Plakate zeigen ganz oder in Ausschnitten re-fotografierte Veranstaltungsposter, Werbeplakate, Graffities, Tags und Kritzeleien, Verkehrsignale oder Hinweistafeln etc.
Diese im öffentlichen Raum ausgesetzten Mitteilungen, Aufforderungen oder Behauptungen sind in den Monaten zuvor im In- und Auslang aufgenommen worden.

Die Gruppierung der jeweils 3 Plakate sollte entweder ganz zufällig wirken, oder sich offensichtlich aufeinander beziehen. Zudem sollten sich die Poster entweder in die Umgebung einpassen um wie verwaist, vergessen und überholt wahrgenommen zu werden oder aber sich wie erst kürzlich erneuerte oder „ergänzte“ Plakatwände gebären.

Zur Plakatserie am Kettweg, anders als bei den vorigen Interventionen im Rahmen von «Ortung», stand kein erklärender Text dabei, lediglich Titel und Autor waren erwähnt.

 

Ortung – Media Intervention.

Analoge Aktivitäten, 2014

2 unveröffentlichte schwarz/weiss Fotografien von 1998 und 1997
Intervention in der Tageszeitung «Südostschweiz» vom Dienstag, 2. September 2014

Jules Spinatsch publiziert unter dem Titel «Analoge Aktivitäten» eine Fotografie, die ihrerseits zwei Fotografien aus den Jahren 1997 und 1998 abbildet. Diese sind bei seiner damaligen freischaffenden Tätigkeit für die mittlerweile eingestellte Finanz-Zeitschrift Cash entstanden. Während seinerzeit andere Fotografien derselben Szene in der Zeitschrift veröffentlicht wurden, handelt es sich bei den zwei Bildern um bisher unveröffentlichtes Material, welches Jules Spinatsch erstmals im Rahmen von «Ortung.» der Öffentlichkeit zugänglich macht.
Beide Fotografien zeigen Persönlichkeiten der Schweizer Wirtschafts- und Politikgeschichte die sich mit – im Bild nicht erfassten – Journalisten im Gespräch befinden. Die untere Aufnahme vom Herbst 1997 zeigt den Swissair CEO Philippe Bruggisser und sein Vize Jeffrey Katz, die obere Aufnahme von 1998 den Investor und Bankier Martin Ebner mit Fliege und einem Mitarbeiter.
Der Titel «Analoge Aktivitäten» verweist in mehreren Ebenen auf mögliche Lesearten dieser Gleich- und Gegenüberstellung: auf die in den Bildern vorhandenen inhaltlichen und formalen Analogien einerseits, andererseits auch auf die fotografische Technik – es sind analoge, handvergrösserte schwarz-weiss Fotos. So behauptet der Titel über die Gleich-Behandlung der räumlichen Situationen und deren fotografischen Darstellung, eine wie auch immer zu interpretierende Gleichsetzung der Aktivitäten der Abgebildeten, jeweils ehemals erfolgreiche Manager.
Beide Fotografien weisen ähnliche Raumsituationen auf. Jeweils zwei Männer in ungefähr gleichem Alter sitzen hinter einem Tisch, haben Unterlagen vor sich ausgebreitet und interagieren mit einem oder mit mehreren nicht ersichtlichen Gegenübern. Auf beiden Bildern ist jeweils einer mit Kugelschreiber und Block ausgestattet und die Herren tragen alle jene Art Garderobe, die nach einem Jacket verlangt. Während die untere Fotografie eine betont lässige Körperhaltung der Dargestellten einfing, sitzen die Herren der oberen Fotografie mit einer gewissen Anspannung am Tisch. Jules Spinatsch richtete das Objektiv einerseits auf die Ausblick gewährenden Fenster und andererseits in die Ecken der Räume. Hinter dem Rücken von Martin Ebner ist seine Frau im Freien in Freienbach zu erkennen, während auf der Fensterbank von Philippe Bruggisser die Bismark Biographie «Der Lotse geht von Bord» steht.
Spinatschs Zeitungsseite mag dazu anregen eigene Analogien zu entdecken, herzuleiten oder auszudenken. – «Die Abgebildeten schafften es schliesslich auch, mit etwas Fantasie bis auf Zeitungsfotos zu kommen», so der Künstler, „und sie bleiben uns via Medien auch präsent, als Ihre Karrieren zuerst Schlagseite bekamen und schliesslich in Sinkflüge übergingen. Im kollektiven Gedächtnis bleibt vorallem die Auswirkung der analogen Landung“.

Die Zeitschrift Cash begleitete die Zeit, als jedermann dazu animiert wurde, sein Geld in Aktien anzulegen in der Hoffnung auf schnelle Gewinne. Bald wurde vielen klar, dass sie ihr Erspartes freiwillig in den Geldkreislauf gegeben, haben von dem andere Reich wurden. Mit dem Ende dieser Epoche verschwanden einige Protagonisen und auch die Zeitschrift.

 

 

 

Ortung. ART-PUBLIC Chur

Kurator: Luciano Fasciati

ortung.gr